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Anwälte sind heute auch Berater: reuschlaw im Interview

08.04.2019
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Das Anwaltsgeschäft hat sich extrem gewandelt. Heute positionieren sich immer mehr Kanzleien nicht mehr als reine Anwälte, sondern zunehmend auch als Berater für Mandanten und Unternehmen. Im Interview mit Tobias Wielki, Geschäftsführer Vertec Deutschland, verrät Philipp Reusch, Geschäftsführer von reuschlaw, was eine Boutique von einer Wald- und Wiesenkanzlei unterscheidet, warum er sich für den Einsatz von Vertec entschieden hat und wieso für ihn der Mehrwert vor allem im Controlling seines Unternehmens liegt.

Herr Reusch, wie positioniert sich reuschlaw auf dem Anwaltsmarkt? Was zeichnet Sie als Kanzlei aus und was schätzen Ihre Kunden an Ihnen?

Philipp Reusch: Wir sind eine reine Boutique. Das heisst, wir haben eine starke Fokussierung auf wenige Themen und wenige Branchen. Unsere Kunden nehmen das auch so wahr. Dementsprechend positionieren wir uns explizit als reine Boutique, die ganz fokussiert auf die Themen Produktsicherheit und Haftung für das Produkt international unterwegs ist.

Neben der Produktsicherheit und Produkthaftung haben Sie auch die Themen Cyber Security und Datenschutz in Ihrem Leistungsportfolio?

Philipp Reusch: Genau. Das liegt einfach daran, dass die Unsicherheit von Produkten in der neueren Zeit immer mal gerne über die Softwareschiene und die Daten, die da drin verarbeitet werden, bestimmt wird. Deswegen passen diese beiden Bereiche zu unserem Portfolio, auch wenn es am Anfang erst einmal etwas abwegig klingen mag.

Und wie ist da Ihre Erfahrung bei den Unternehmen? Sind die in diesen Bereichen gut aufgestellt oder sehen Sie da gerade im Bereich Datenschutz starken Nachholbedarf?

Philipp Reusch: Ich glaube insgesamt, dass alle Unternehmen in diesem Bereich Nachholbedarf haben. Das ist ja eine Systemfrage: Wie baue ich meine Systeme so, dass ich die gesetzlichen Anforderungen effizient und effektiv umsetzen kann? Da unterscheidet sich ja eigentlich die Datenschutzgrundverordnungsanforderung gar nicht so sehr von produkthaftungsrechtlichen Themen. Mit dem Unterschied, dass die DSGVO jetzt natürlich in der tagesaktuellen Awareness einen Aufhänger hat, während Produkthaftung schon länger ein Thema ist. Aber man sieht an allen Ecken und Enden, dass die Unternehmen Schwierigkeiten haben, diese mannigfaltigen komplexen Regelungen im System aufzufangen. Und auch immer wieder neu anfangen müssen, um Entwicklungen im Gesetzgebungsumfeld entsprechend aufzufangen. Da ist noch ein bisschen was zu tun, ja.

Spannend. Zurück zu Ihrer Branche: Wir nehmen wahr, dass diese sich aktuell recht stark in einem Wandel befindet. Also weg von der klassischen Kanzlei hin zu, wie Sie sagen, Boutiquen. Sie gehen sogar so weit in Ihrem Slogan auf Ihrer Webseite zu schreiben: „Aus Anwälten und Beratern wird jetzt eins.“ Was bedeutet das für Sie und Ihre Kunden genau?

Philipp Reusch: Naja, was die Anderen jetzt alle genau machen, weiss ich gar nicht. Ich glaube, das Anwaltsgeschäft ist extrem divers. Es wird sicherlich immer noch den Feld-, Wald- und Wiesenanwalt geben, wie er vor 15 Jahren Standard war. Manche technisieren sich hoch in ihren Inhalten und machen dann eben nur noch Real-Estate-Transaktionen. Die sind sehr, sehr gross und setzen auf Technologien, um ihre Prozesse zu verschlanken. Und andere wachsen einfach massiv.
Irgendwo dazwischen grassieren sicherlich Boutiquen wie unsere. In vielen Bereichen – wie etwa im Arbeitsrecht – ist das ja schon länger so. Aber für uns war der Ansatz einfach immer schon ein anderer. Wir wollten explizit anwaltliche und inhaltliche Leistungen kombinieren mit der Kommunikation und dem Beratungsansatz eines Beratungshauses, um dem Kunden eine höhere Umsetzungsquote und -möglichkeit zu geben. Wenn Sie als Anwalt ganz klassisch arbeiten, machen Sie Ihren rechtlichen Inhalt und den Rest soll eigentlich der Kunde umsetzen. Bei uns war der Ansatz schon immer, dass wir mit dem rechtlichen Inhalt auch gleich die Lösung bauen. Und das versuchen wir mit Instrumenten und Darstellungsmöglichkeiten, die der Kunde ohnehin selbst nutzt und auch kennt. Also wirklich eher eine Excel-Liste oder mal ein Flussdiagramm als ein 17-seitiges Memo.

Okay, verstehe, also ein ganzheitlicher Lösungsansatz für Ihre Kunden. Und dementsprechend würden Sie auch sagen, das macht den Beratungsanteil aus, dass Sie wirklich fertige Lösungen liefern, anstatt allein rein rechtliche Fakten?

Philipp Reusch: Genau.

Jetzt haben Sie sich für Vertec entschieden und setzen die Software seit einem knappen Jahr ein. Wie hat das Ihren Arbeitsalltag verändert? Welche Funktionalitäten nutzen Sie am häufigsten?

Philipp Reusch: Also ich bin eigentlich nicht der Ultra-Power-User, weil ich in den allerwenigsten Fällen in der Akte selbst digital arbeite. Aber es hat tatsächlich meinen Arbeitsalltag fantastisch verändert. Weil ich erstens in der Lage bin, meine eigenen Zeiten sinnvoll zu erfassen. Und vor allem bin ich mit meinem Team in der Lage, unser gesamtes zeitliches Management zu planen und die Ressourcen zuzuteilen. Also das, was ich eigentlich immer wollte. Ich bin seit 15 Jahren selbstständig und wollte immer die Möglichkeit haben, ein sinnvolles Monitoring über meine Kanzlei fahren zu lassen. Das geht jetzt. Und insofern hat sich nicht mein Arbeitsalltag, aber der Anspruch, im Minimum einmal die Woche die Steuerung meines Unternehmens zu betrachten, massiv verändert und erfüllt. Da wollten wir hin und das funktioniert dank Vertec.

Super. Also sie können einerseits mehr Leistungen fakturieren und haben eine höhere Transparenz über Ihre Kundenaufträge, das freut mich. Eine Frage habe ich noch: Was ist denn Ihrer Meinung nach der entscheidende Vorteil von der Lösung Vertec gegenüber klassischen Kanzleilösungen, die standardmässig RVG anbieten und eine Anbindung zu einem besonderen elektronischen Anwaltpostfach? Ist es eben die Flexibilität und die eher stärkere Beratungsausrichtung? Oder wie würden Sie das definieren?

Philipp Reusch: Tatsächlich sind das zwei völlig verschiedene Ansätze und wahrscheinlich sind es auch zwei unterschiedliche Produkte. Die klassische Kanzleisoftware ist für eine klassische Kanzlei gebaut, die in den klassischen Backoffice-Aufgaben möglichst gut unterstützt werden soll. Sprich, da arbeitet eigentlich gar nicht der Anwalt mit, sondern da arbeitet das Backoffice. Das erstellt die Rechnungen, trägt Wiedervorlagen ein und verwaltet Schriftsätze in Formularen und Templates.
Wir haben uns für Vertec entschieden, um das Management unseres Unternehmens zu erleichtern. Zufällig können wir über die Software eben auch einige rechtliche Dinge abwickeln, was gut ist. Dass man beispielsweise Akten speichern kann und dass diese digitalisiert werden. Aber für uns war der Anspruch in jedem Fall: Wir wollen das Management des Unternehmens verbessern. Und das können die anderen Systeme gar nicht, die sind eher ein RVG-Unterstützungstool, das der Anwalt bedienen kann, wenn er selbst gerade keine REFA hat. Das ist ein völlig anderer Ansatz, als das, was Vertec uns bietet. Wir sind in der Lage, unser Unternehmen zu steuern, und genau das sind wir ja auch.

Also basierend eben auf Zahlen, Deckungsbeiträgen und…?

Philipp Reusch: Ressourcen, Personal- und Zeitplanung, Budget für Projekte. Das kann man alles mit Vertec machen. Und das finden wir schon ganz gut.

Ja, super, das höre ich gerne. Sehr spannend. Dann haben Sie vielen Dank für Ihre Antworten.

Philipp Reusch: Ich danke Ihnen!

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