Chancen nutzen: Neue Routinen und nachhaltig digitalisierte Prozesse
Home-Office aus Überzeugung, schnelle Wege zur Digitalisierung und eine voranschreitende Prozessoptimierung: Jede Herausforderung bringt auch positive Entwicklungen mit sich. In den letzten Wochen, die Österreich im Lockdown verbracht hat, habe ich mit zahlreichen Unternehmen gesprochen und mich über die Vorteile der aktuellen Situation ausgetauscht. In diesem Artikel möchte ich Ihnen meine Erkenntnisse vorstellen.
Vom Reizwort zur gesteigerten Produktivität
Home-Office war in vielen Unternehmen vor der Krise ein echtes Reizwort. Wer seine Mitarbeiter nach alter Manier vor allem eng führte und die Kontrolle behalten wollte, hatte Schwierigkeiten, sich auf Arbeitszeiten fern des Büros einzulassen. Den eigenen Mitarbeitern erst einmal einen Vertrauensvorschuss gewähren und Freiräume geben, das fiel vielen Chefs schwer. In den letzten Wochen ist die Arbeit von zu Hause für unzählige Menschen zum Alltag geworden. Unternehmen haben ihre Sicht verändert und wollen diese Erkenntnisse auch in der Post-Corona-Ära nutzen, um neue Arbeitswege zu ermöglichen.
Viele Chefs haben in den letzten Wochen gestaunt: Die Produktivität und die Motivation ihrer Mitarbeiter sind trotz der Arbeit im Home-Office gestiegen. Die Zeiteinteilung für Aufgaben und Projekte klappt besser als zuvor. Meetings, die sonst oft zäh und zeitraubend abliefen, werden online viel kürzer und konzentrierter absolviert. Und auch die kleine Pause daheim auf dem Sofa tut dieser gesteigerten Produktivität keinen Abbruch. Im Gegenteil: In der Summe unterstützt sie die Mitarbeiter sogar dabei, acht Stunden lang am Ball zu bleiben.
Auch logistisch bietet die Arbeit von zu Hause einige Vorteile: Die Wege zur Arbeit entfallen für die Mitarbeiter. Dadurch fangen viele von ihnen deutlich früher an zu arbeiten und gewinnen mehr Freizeit. Eine echte Win-Win-Situation also.
Digitale Prozesse bilden eine wichtige Basis
Aber ich will hier gar keine Schönwetterstimmung verbreiten, denn natürlich hakt es jetzt an manchen Stellen mehr als zuvor. Grundvoraussetzungen wie Laptops für alle Mitarbeiter, eine hohe Bandbreite für Videokonferenzen oder die rasche Digitalisierung von Prozessen, sind nur einige dieser Aspekte. Der schnelle und persönliche Gedankenaustausch an der Kaffeemaschine fehlt in Projekten und gerade Eltern haben aufgrund der Schul- und Kindergartenschliessungen eine erhöhte Belastung. Je nach Charakter leiden Mitarbeiter unter der Verarmung ihrer Sozialkontakte. Das sind die nicht so positiven Seiten des Lockdowns.
Und trotzdem ist eines klar: „Ohne die Krise hätten wir die Digitalisierung nie so rasch umgesetzt.“ Wie oft ich diesen Satz in den letzten Wochen von Unternehmern gehört habe, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Aber er zeigt, dass es nicht nur ein Licht am Ende des Tunnels, sondern auch schon auf dem Weg zum Ende gibt. Die stupide Rückkehr in alte Prozesse ist für die wenigsten eine Lösung. Vielmehr lernen sie aus der Krise und gehen aus ihr mit neuen Impulsen heraus.
Neue Grundhaltung durch erlebtes Verständnis
Ich wünsche mir, dass auch nach dieser Ausnahmesituation die Teilnahme an Trainings oder Schulungen in Webinarform zunimmt. Dass Unternehmen zukünftig noch mehr Acht geben auf ein langsames, aber sicheres Wachstum mit entsprechenden finanziellen Reserven. Dass überflüssige Prozesse weiterhin hinterfragt, erkannt und dann entfernt werden. Und das noch mehr Unternehmen ihre Prozesse digitalisieren. Dass das Verständnis für Videokonferenzen mit externen Mitarbeitern zukünftig eine andere Grundhaltung durch ein erlebtes Verständnis erhält.
Was ich Ihnen daher mit auf den Weg geben möchte: Wir Österreicher beissen uns in der Not einfach durch und sind fest davon überzeugt - irgendwie geht es immer weiter. Aber vielleicht könnten Sie jetzt auch manchmal inne halten und die positiven Aspekte der aktuellen Situation wertschätzen. Denn wie jede Krise, bietet auch die aktuelle jedem von uns zugleich zahlreiche Chancen.